Als Gärtnerin bin ich es gewohnt, dass die meiste Zeit im Jahr das Wetter eher schlecht ist.
Das macht aber nichts, denn es gibt gute Kleidung und wir sind ja nicht aus Zucker.
„Maus oder Gärtner?“
fragten die Kollegen, wenn es nass und anstrengend war und schoben lachend einen schweren Karren weiter, der im Regen immer schwerer und schwerer wurde.
Ich habe in dieser Zeit gelernt, körperlich über meine Grenzen zu gehen, Widrigkeiten und Schmerzen auszuhalten und dafür Anerkennung zu erhalten. (Wahrscheinlich werde ich in diesem Leben nie wieder so fit wie damals)
Dabei ging es nicht darum, wer die grössten Lasten heben kann, da sehe ich schlecht aus gegen die grossen kräftigen Kerle, sondern wie weit man bereit ist, innerhalb seiner Möglichkeiten anzupacken und seine Grenzen zu erweitern.
Auch den stärksten Kerlen waren manche Lasten zu schwer, Tage zu lang und das Wetter zu schlecht.
Jeder hat Grenzen.
Ich wurde in dieser Zeit als Frau nie herab gewürdigt oder ausgeschlossen, weil ich kleinere Portionen machte oder aufgrund meiner Grösse an etwas nicht heran kam. Statt dessen erntete ich viel Lob für Engagement und dafür, nicht aufzugeben und mein Bestes zu versuchen.
Gartenbau ist Teamwork.
Sind die Bedingungen schlecht, leiden alle. Es geht darum, wer jammert und wer versucht, trotz Widrigkeiten einen Beitrag zu leisten. Sich nicht zu verweigern, sondern sich selbst Aufgaben zu suchen, die leistbar sind und damit das Team zu entlasten, wurde sehr geschätzt.
Ich hatte das nicht erwartet, in dieser typischen Männerwelt.
Die Ausbildung hatte ich als Vorbereitung zum Studium begonnen. Mit Abitur begegnen einem da einige erst einmal mit Skepsis. Wenn man aber Lösungen findet, merken auch die grössten Zweifler, dass ein schlaues Köpfchen auf einer Baustelle keine Fehlbesetzung sein muss.
Ich hatte dann sehr schnell meine Vorliebe für schwere Maschinen entdeckt. Da ist mehr Köpfchen als Muskelkraft gefragt und sie sind beheizt bzw klimatisiert. Das macht die Arbeit doch angenehmer, also gab ich da mein Bestes. Nach der Ausbildung war ich also noch 1 Jahr im Bautrupp, um mir ein finanzielles Polster für das Studium zu schaffen.
Einen Winter lang grub ich mit dem Bagger einen alten Baumstumpf nach dem anderen aus. Zunächst hielten einige alte Hasen den Einsatz von Maschinen wegen der aufwändigen Anfahrt für unnötig. Aber als sie sich alle reihum abgekämpft hatten, durfte ich dann doch helfen und schwupps war das störrische Ding draussen. Plötzlich fanden sich überall im Park alte Stümpfe, die man schon lange mal angehen wollte und ich tat wochenlang nichts anderes.
„Work smart, not hard“
ist wohl das Motto dahinter, das mir geblieben ist.